Anorganische Gifte
Blausäure: Die Blausäure ist als Säure fast zu vernachlässigen, weil sie in ihren Säureeigenschaften sehr schwach ist, aber dafür ist sie sehr giftig. Sie hat die chemische Formel HCN und heißt daher auch Cyanwasserstoff. Der wichtige Teil ist dabei das Cyanid-Ion (CN-). Zwischen dem Kohlenstoffatom und dem Stickstoffatom liegt eine Dreifachbindung vor. Cyanwasserstoff ist bis 26 Grad Celsius noch flüssig und danach gasförmig. Es ist farblos. Es riecht nach bitteren Mandeln. Blausäure blockiert den Sauerstofftransport aus dem Hämoglobin zum Gewebe. Dies führt zur inneren Erstickung. Damit ist Blausäure eins der stärksten Gifte. Außerdem geschieht dieser Vorgang innerhalb weniger Sekunden. Blausäure kann auch über die Haut absorbiert werden und das macht sie noch gefährlicher als sie ohnehin schon ist. Die Salze der Blausäure heißen Cyanide und sind ebenfalls alle hochgiftig. Der Geruch von bitteren Mandeln wird durch Blausäure verursacht. Im Zweiten Weltkrieg wurde Blausäure unter dem Namen Zyklon B in Gaskammern verschiedener Konzentrationslager eingesetzt, da es sehr schnell wirkt. Die tödliche Dosis liegt bei 1 mg Cyanid-Ionen (CN-) pro 1 kg Körpergewicht. Das Cyanid-Ion ist das stärkste anorganische Gift. Blausäure wird aus Methan (CH4) und Ammoniak (NH3) hergestellt. Es entsteht auch bei verschiedenen Verbrennungsprozessen, so dass auch hier höchste Vorsicht geboten ist. Eingesetzt wird es zur Bekämpfung von Schädlingen. Kaliumcyanid (Zyankali) und andere Salze der Blausäure: Kaliumcyanid ist ein Cyanid und das wohl bekannteste Salz der Blausäure. Es hat die chemische Formel KCN. Bei Zimmertemperatur ist Kaliumcyanid ein weißes Pulver das in Kristallen vorliegt. Bei 120 mg beginnt für den Menschen die tödliche Dosis. KCN löst sich gut in Wasser unter Bildung von Blausäure (HCN) und Kaliumhydroxid (KOH). In Alkoholen löst es sich eher schlecht. Die meisten Säuren reagieren mit KCN unter Bildung von Blausäure. Interessant ist es deshalb, weil im Magen KCN mit der Salzsäure aus dem Magensaft reagiert. Dabei entstehen Blausäure (HCN) und Kaliumchlorid (KCl). Erst jetzt kann die Blausäure dissoziieren und daher dauert es, bei einer Einnahme von Zyankali, länger bis sich die Vergiftungssymptome zeigen, anstatt bei einer direkten Einnahme von Blausäure. Aufgrund dieser Reaktion ist es klar, dass Kaliumcyanid genauso wie Blausäure wirkt. Auch andere Alkalimetalle bilden zusammen mit Blausäure Cyanide. So gibt es beispielsweise auch Natriumcyanid (NaCN) oder Rubidiumcyanid (RbCN). Heute wird es aus der Neutralisation von Blausäure (HCN) mit Kaliumhydroxid (KOH) gewonnen. Man verwendet es vor allem für die Cyanidlaugerei. Dabei entstehen Verbindungen zwischen Gold bzw. Silber und Cyanid. Phosgen: Phosgen hat die chemische Formel COCl2. Es ist ein farbloses Gas und schon bei 7 Grad Celsius wird es flüssig. Es ist eine wichtige Chlorverbindung und wurde neben Chlor selbst im 1. Weltkrieg eingesetzt. Das gefährliche an Phosgen ist, dass es mit dem Wasser in der Lunge zu Salzsäure (HCl) und Kohlenstoffdioxid (CO2) reagiert. Dieser Vorgang dauert so lange, dass die Wirkung von Phosgen erst nach einigen Stunden einsetzt. Atemschwierigkeiten gehören zu den ersten Symptomen. Es kommt zu schweren Verätzungen im Körperinneren und infolgedessen zu einem Lungenödem und schließlich zur Erstickung. Es ist daher ein hochgefährliches Gift. Phosgen wird durch die Reaktion von Kohlenstoffmonoxid (CO) und Chlor (Cl2) hergestellt. Phosgen dient zur Herstellung verschiedener organischer Verbindungen.